„laudate eum in tympano et choro, laudate eum in choralis et Organo“

Lobt ihn mit Tympanon und Chorgesang, lobt ihn mit Chorälen und der Orgel

(aus der Chronik von St Stefan, 1895)

Ein paar Gedanken zum Atem Gottes.:

Ohne Atem kein Leben. Und so ist es auch der Atem Gottes der den Menschen geschaffen hat und der den Menschen leben lässt. Deshalb ehren die Menschen Gott mit ihrem Atem, mit ihrer Stimme. Der Gesang der Menschen ist die älteste Form Gott anzubeten.

Seit dem 9./10. Jh. wurden in Kirchen Orgeln eingebaut um die Stimme der Menschen zu verstärken. Eine Orgel funktioniert ganz ähnlich wie die menschliche Stimme und je vielstimmiger ( je mehr Register sie hat), desto mehr "Menschen", die Gott mit ihrem Atem loben.

So heißt es auch im Psalm 150: alles was Atem hat, lobe den Herrn.

Warum die Orgel für unsere Kirchenmusik wichtig ist, auch wenn es in manchen Ohren veraltet klingen mag:

Fast jeder kann von der Erfahrung erzählen, dass er beim Musikhören Freude oder Trauer ein Glücksgefühl oder eine Sehnsucht empfindet. Musik zu hören weckt Gefühle in uns.

Naturwissenschaftlich formuliert wird Musik wird in unserem Gehirn im limbischen System (das ist ein Areal am Stammhirn, dem entwicklungsgeschichtlich ältesten Teil unseres Hirns) rezipiert, wo gleichzeitig auch unsere Gefühle entstehen. Deshalb verbinden wir mit Musikhören zuerst Gefühle und dann erst intellektuelle Assoziationen. So ist es auch in der Kirchenmusik. Man empfindet die Stimmigkeit, wenn gelesene und gesungene Texte harmonieren, auch wenn das die meisten Kirchenbesucher nicht formulieren könnten.

Europäische (Kirchen)musik ist eine über die Jahrhunderte gewachsene Sprache, die in verschiedensten "Sprachebenen" oder "Dialekten" existiert: Obwohl jedermann mit Gott in seinem eigenen Dialekt reden darf/ soll, verwenden wir doch in den allgemeinen Gebeten eine gemeinsame "Hochsprache". In der Kirchenmusik entsprechen die "Dialekte" etwa den Rhythmischen Liedern, den Popversionen, den Kindermusicals etc, weil sie jeweils die (vertraute) musikalische Sprache einer zur Gemeinschaft gehörenden Gruppe repräsentieren und diese Gruppe eben dort abholt, wo sie in ihrer Lebenswelt musikalisch stehen. Trotzdem hat es Sinn, alle Gruppen auch in die "Hochsprache" oder auch in die andere Sprache einzubinden, denn Lieder zu verwenden, die hier schon von Groß- und Urgroßeltern gesungen wurden, ist nicht nur eine Form der Allgemeinbildung, sondern gibt auch ein Gefühl des Eingebundenseins in eine Tradition und damit Heimat und Vertrautheit. Die Kenntnis von Werken der Kirchenmusik (Messkompositionen, etc.), stellt Teil einer europäischen Bildungstradition dar.

Manche sagen auch, die Musik einer Orgel ist einfach schön und es wäre schade, wenn unsere Kinder so etwas nicht mehr kennenlernen könnten …

Zur Geschichte der St. Stefaner Orgel:

Ein Blick in die Chronik verrät uns: Pfarrer Georg Juri Jerman „hatte im Dezember 1892 die alte Orgel der abgerissenen alten Pfarrkirche zu St. Nikolaus bei Villach“ angekauft. „Diese Orgel jedoch war für unsere Pfarrkirche (St. Stefan) um 2 Meter zu hoch.“ Da die Umbauarbeiten weit mehr kosten würden „entschloss sich die Kirchenvorstehung die St. Nicolaer Orgel der Pfarrkirche zu Latschach“ mit einem Gewinn von 60 Gulden weiterzuverkaufen.

Unsere Kirche ist eine kleine Kirche, und unsere Orgel ist eine relativ kleine Orgel die jedoch den Kirchenraum mit ihren fünf Registern bestmöglich ausfüllt. Aus der Chronik ist ersichtlich, dass es bereits einen Choraufbau gegeben haben dürfte, aber der Platz auf dem Chor war sehr beschränkt. So schreibt Herr Pfarrer Jermann: „Das Kirchengewölbe abzutragen und einen höheren Bau des Chores und Kirche auszuführen, obgleich es sehr wünschenswert wäre, schien es mir der schwierigen Geldverhältnisse wegen nicht ratsam.“ Wenn man heute einen Blick vom Altarraum aus in Richtung Chor wirft, und ein Blick rund um die Orgel kann man dies nur bestätigen. Man entschloss sich also damals eine neue Orgel zu bauen, die optimal auf die Verhältnisse abgestimmt werden konnte. Mit dem Bau wurden die Gebrüder Ignacij und Ivan Župan, die seit 1888 eine Werkstatt in Kamna Gorica (=Steinbüchel), in der Oberkrain betrieben, beauftragt. Als Kirchenmänner mit besonderem Verdienst sind in der Chronik die Pfarrmänner: Matevž Kofler, Janes Oman, Janez Mikl, Karol Mikl und Janez Bernz erwähnt, die „selber nach Kamnogorico gegangen sind und die Orgel dort bestellt haben.“ Sie wurde dort bei den Gebrüdern Župan produziert und in der Woche nach dem 2.April 1895 in der Pfarrkirche St Stefan vom Meister selbst aufgestellt.

Am weißen Sonntag – belo nedeljo .- wurde die Orgel am 21. April von Hochwürden Jakob Knaflič nach mit Festpredigt und festlicher Tafel eingeweiht.

Der Raum für die Orgel ist optimal genutzt, sie ist qualitativ ausgezeichnet ausgeführt und ist mittlerweile über 125 Jahre alt. Im Jahr 2015 wurde die Orgel durch den Orgelbauer Simon Kolar aus Slowenien in vielen Schritten renoviert.