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Der Goritschacher Flügelaltar und das „Solus Christus“ Prinzip.

Wir feiern heuer nicht nur 500 Jahre Reformation (man erinnere sich: Martin Luther hat seine 95 Thesen 1517 veröffentlicht), sondern auch 500 Jahre Goritschacher Flügelaltar, ein Seitenaltar in der St. Stefaner Pfarrkirche. Für Horst Tschojer war das Jubiläum ein Anlass die heurigen Tage der „Rorateandachten für Aufgeweckte“ unter dem Blick der Reformation zu betrachten. Die Frühaufsteher konnten einen interessanten und meditativen Blick in die Vergangenheit werfen und sehen, wie sehr die damalige Zeit die Theologie und die Kunst geprägt hat. Jeden Tag stand eine der Frauen und ihre Christusbeziehung im Mittelpunkt, mit ihrer tiefen Gläubigkeit und einer aktuellen Botschaft an uns.

Der Flügelaltar ist in einer Zeit großer Umbrüche entstanden. Am Übergang zur Neuzeit passten die Angebote des spätmittelalterlichen katholischen Christentums nicht mehr zu den Fragen der Zeit. Reliquienverehrung spielte eine große Rolle und wurde quasi als Sparbuch für das Leben danach gesehen. Luther reagierte auf den Missbrauch vieler katholischer Prediger, die anboten für Geld Seelenheil im Himmel zu erkaufen. Den Himmel könne man sich nicht erkaufen, so der Standpunkt Luthers, und er stellte die Errettung „allein durch Gott“ in den Vordergrund seiner Lehre: Sola Fide (allein der Glaube), Sola Scriptura (allein die Schrift), Solus Christus (allein Christus), Sola Gratia (allein die Gnade), Soli Deo Gloria (allein Gott gehört die Ehre).

In den Bildern des Flügelaltars, der in dieser Zeit der Umwälzungen und der Glaubenskämpfe entstanden ist, finden sich interessanterweise keine Höllenqualen oder Himmelsfreuden. Es lässt sich auch kein Ablasshandel erkennen, sondern das „Solus Christus“ Prinzip steht im Vordergrund. Im Zentrum des Altares ist Christus dargestellt, nackt, mit weißer Haut, während die ihn anbetenden Menschen, so wie besonders heiligen Frauen, in kostbare, farbenreiche Gewänder gehüllt sind. Jesus als nacktes Kind steht im Mittelpunkt, doch mit der Haltung eines Großen und mit einem Insignium der Weltherrschaft (Kugel) in der einen Hand und die andere Hand zum Segen ausgestreckt. Es sind nun 500 Jahre in denen uns die Bilder der Heiligen Frauen des Flügelaltares eine Botschaft vermitteln: nämlich ihren Glauben ganz auf Jesus zu setzen und dafür auch zu sterben. Was bleibt, ist nicht Ruhm oder Reichtum, sondern das, wofür sie sich eingesetzt haben. Es waren Frauen, die Christus zum Mittelpunkt ihres Lebens machten und die sich mit ihren Fähigkeiten und Möglichkeiten für seine Botschaft einsetzten.

Eindrücke

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